Hervorgerufen durch die Französische Revolution gab
es in Frankreich 1789 einen abrupten Modewandel.
Spätestens 1790 war alles, was an die Zeit des Rokoko
und das Königtum das Ancien Régime erinnerte
verpönt. Es konnte sehr gut passieren, dass Männern
und Frauen auf offener Straße die gepuderte Perücke
vom Kopf gerissen wurde und sie um 1793 sogar Gefahr
liefen, als Royalisten angeklagt und enthauptet
zu werden.
Das Directoire
Nach den stürmischen Jahren „Zeit des großen Terrors“
erlangte die schwer erkämpfte Republik Frankreich
eine weitgehend demokratische Regierungsform,
an deren Spitze das Direktorium stand – Damit
begann die Epoche des Directoire.
Man war auf der Suche nach neuen Traditionen und
Vorbildern für die demokratische Kultur und fand
diese in der römischen und griechischen Antike, die
für Reinheit, Freiheit und Gerechtigkeit stand. Mode,
Architektur und Kunst standen nun prägend unter
diesem Einfluss. Am grundlegendsten änderte sich
die Mode der Frau. Bisherige Muster wurden ignoriert
und man besann sich auf die Kleider der Antike.
Es wurden keine Perücken, keine Hauben oder
Reifröcke mehr getragen, es war die Befreiung vom
Korsett und allem Einzwängenden. Ärmellose teils
durchsichtige Gewänder aus Mousselin waren nun
Mode, ganz nach griechisch-römischem Vorbild.
Die Faszination an der Antike und ihr Einfluss auf
Mode, Kunst und Architektur begann aber schon sehr
viel früher. Im Jahre 1709 entdeckte ein Bauer in der
Bucht von Neapel bei Portici, als er einen Sodbrunnen
Grub, antike Marmorfragmente. Kurz darauf, beim
Bau des Lustschlosses für den Prince d‘Elbeuf, Maurice
de Lorraine, stießen Arbeiter auf ein Gewölbe
unter dem Statuen aus Bronze und Marmor lagen. An
der selben Stelle, beim Bau eines königlichen Landhauses,
gab es weitere Funde.
Karl der III. von Bourbon, König beider Sizilien,
unternahm 1738 systematische Ausgrabungen und
entdeckte so Heraculum, das mehr als 20m tief unter
der Lava des Vesuvs begraben lag. Die gelehrte Welt
war fasziniert von den Funden und einer Stadt, die
laut dem Geschichtsschreiber Dionysios von Harlikanassos
von Herkules gegründet, von den Griechen
besetzt und von den Römern erobert wurde.
So gelangten, vor allem durch zeitgenössische Kunsthistoriker,
zahlreiche Reproduktionen ab 1750 nach
Frankreich. Dies ebnete den Weg für die Rückkehr
zu griechischen Formen, die sich am Ende der Regierungszeit
Ludwigs XVI (1774-1791) verstärkte
und während des Empire (1804-1814) zur absoluten
Mode wurde.
Eine andere Stadt wurde ebenfalls im 18. Jahrhundert
wieder entdeckt - Pompeji. Französische Soldaten
legten 1748 Straßen und Häuser frei. Modelle
und Vorlagen gelangten nach Frankreich und wurden
im Kunstgewerbe kopiert. Die Motive fand man
nun auf Wandbehängen, Bordüren und Stoffen wieder.
So verwundert es nicht, dass diese faszinierenden
historischen Entdeckungen ausschlaggebend für
die Rückkehr zu antiker Mode und Motiven waren.
Bis zum frühen 19. Jahrhundert blieb die Mode des
Directoire schlicht, wandelte sich aber mit der Selbstkrönung
Napoleons 1804 von demokratisch-schlicht
zu imperial-prunkhaft. Die Formen von Kleidern
und Anzügen blieb noch weitgehend unverändert,
doch Qualität, Musterung und Stoffe folgten neuen
Ausprägungen. Statt heller, weicher Stoffe bevorzugte
man nun schwere Stoffe in leuchtenden, dunklen
Farben. Das zarte Mousselin wich teurem Samt oder
wurde mit aufwendigen Stickereien verziert. Man
zeigte was man hatte, Luxus war nicht mehr verpönt.
Auch ein Adelstitel war wieder schick und vor allem
wollte Napoleon die französische Seidenindustrie
stärken, die unter der Mode der leichten schlichten
Stoffe starke Verluste hinnehmen musste.
Bereits 1810 griff die Empiremode die ersten Stilrichtungen
des Biedermeier auf und ging schließlich
1820 fliessend in diesen über.