Ziegenhainer
Aus dem Holz der Kornelkirsche wurde damals der in ganz Deutschland
bekannte und beliebte Ziegenhainer hergestellt. Es handelt sich um einen
knotigen Wanderstock.
Die Bauern der Stadt Ziegenhain (südöstlich der Universitätsstadt Jena
stellten aus den geschälten Ästen der Kornelkirsche diese besondere
Knotenstockart her. Da das Holz der Kornelkirschen so hart ist, sind die
Stöcke sehr haltbar.
Besonders beliebt war der Ziegenhainer bei den Jenaer Studenten und trat
von dort seinen Siegeszug in Deutschland an. Er wurde als Wanderstock
aber auch zum Sekundieren benutzt.
Vorausgegangen war das Jenaer Duellmandat von 1684. Die
Universitätsbehörden versuchten teils durch Verbote das
Fechtwesen in erträgliche Bahnen zu lenken. Um dies zu umgehen
benutzten die Jenaer Studenten den Ziegenhainer als Schlagwaffe,
nachdem das Mensurverbot („Eine Mensur ist ein traditioneller, streng
reglementierter Fechtkampf zwischen zwei männlichen Mitgliedern
verschiedener Studentenverbindungen mit scharfen Waffen.“) aufgehoben
wurde, diente der Ziegenhainer den Sekundanten zum Einschreiten.
Echte Ziegenhainer aus Kornelkirschenholz sind heutztage kaum noch zu
finden.
...ein jeder hat ein verschiednes Abzeichen, treiben sich immer ein
Viertelstunde herum, bis sie im Gang nach dem Kolleg verschwinden,
den der Professor Weiß präzis acht Uhr aufschließt, indessen treiben sie
lauter Übermut, wir dachten schon, daß sie vielleicht uns zu Ehren
die großen Sätze machen von einer Trepp zur andern, einer über des andern
Kopf weg, sie können uns zwar nicht sehen, weil die Fenster verhängt sind und
jetzt auch gefroren, so leuchten ihnen doch unsre grünen Vorhänge ganz
mystisch in die Augen, uns macht's tausend Spaß, die Liebschaft mit dem
ganzen Kolleg ist im besten Gang, wir haben sie geteilt, die Meline sagt, der ist
mein, und ich, der ist mein, so haben wir zwei Regimenter, und ihre Balgereien
werden mit großer Freude und Triumph belacht, jede Partei hat einen
Hauptmann, der eine mit der roten Mütze, die er nie auf dem Kopf hat, sondern
immer auf einem dicken Stock (der Student nennt ihn Ziegenhainer)
herumschwenkt, ist meiner, er ist immer der erste auf dem Platz, die andern
versammeln sich um ihn und hören zu, was er sagt, er mag wohl das Haupt
einer Burschenschaft sein; er ist so jung und schön, er ist der größte von allen,
wenn er den Mund auftut, kommt eine große Duftwolke heraus, die setzt sich
gleich als Reif an seinen kleinen Bart, mit dem er sehr groß tut, denn er zieht
ihn alle Augenblick durch die Finger.
Bettina von Arnim / Die Günderode / Briefe aus den Jahren 1804–1806
Text: Sabine
Bild: Sabine
Quellen: Wikipedia / cornelissen.de / ziegenhainer-stoecke.de/ zum-ziegenhainer.de>