Tamboras
"Achtzehnhundert-und-zu-Tode-gefroren"
DER AUSBRUCH DES TAMBORA

Im April 1815 ereignete sich der grösste Vulkanausbruch seid mehr als 20.000 Jahren. Der Ausbruch des Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa (damals gehörte Indonesien zu den holländischen Kolonien) Es gibt in diesem Gebiet 150 aktive Vulkane, der Tambora war vor der Explosion der Höchste, bei dem Ausbruch ( sie erreichte eine Stärke von 7 auf dem Vulkanexplosivitätsindex) verlor er jedoch ein Drittel seiner Höhe und es wurde der tiefste Vulkankrater der Welt erschaffen.

So forderte der Tambora auch die meisten Opfer aller bisherigen Vulkanausbrüche. Allein in Süd-Ost-Asien starben ca. 120.000 Menschen. Man geht davon aus, dass wahrscheinlich 90% der Inselbewohner bei dem Ausbruch starben. Das Klima wurde durch den Ausbruch stark beeinflusst und auf der ganzen Welt litt man unter den Folgen.

Der in Surabaya lebende schottischer Orientalist und Ethnologe John Crawfurd berichtet am 10. April 1815 von Donnerschlägen über dem Meer. Er beschreibt, wie sich eine schwarze Wolke vor die Sonne schiebt und der Tag zur Nacht wird. Die Menschen flüchten panisch in ihre Häuser und es sei so dunkel gewesen, dass Kerzen angezündet werden mussten. Dann begann es Asche zu regnen. Crawfurd glaubt an einen Vulkanausbruch in Java.

Beim Ausbruch des Tamboras wurde die unglaubliche Menge von rund 100 Kubikkilometer Asche und Gesteinsmassen aus dem Vulkan geschleudert. 200mio Tonnen Schwefelteilchen gelangten in die Stratosphäre. Dort reflektieren sie das Sonnenlicht, was zu einer deutlichen Abkühlung auf der Erde führte. Die Folgen konnte man besonders im Sommer 1816 spüren. Dem kältesten Sommer seid 500 Jahren. In Mitteleuropa kommt es Aufgrund des Temperatursturzes zu einer Hungersnot. Die Kornpreise erreichen astronomische Höhen und Wucher macht sich breit. Zahlreiche schwere Unwetter lassen die Flüsse übertreten, auch den Rhein. Es kommt zu Missernten, besonders betroffen ist hier das Gebiet unmittelbar nördlich der Alpen: Elsass, Deutschschweiz, Baden, Württemberg, Bayern und das österreichische Vorarlberg.

Sehr schlimm trifft es die Zentralschweiz, hier war die Hungersnot besonders gross. Es kommt in diesem Jahr alle 2 Wochen zu Schneefällen ab 800 Metern. Die Menschen haben keine Nahrung mehr und ernähren sich von Gras und verendeten Tieren. Viele Tausende verhungern. Besonders mittellose Landarbeiter leiden unter der Hungersnot. Mundraub wird zum schlimmsten Verbrechen. Sogenannte Futterdiebe welche gefasst werden, werden öffentlich enthauptet. 1815 wird Verhungern erstmals als offizielle Todesart gelistet.

Der Frühmesser und Spitalpfarrer Augustin Schibig (Begründer der Ersparniskasse im Kanton Schwyz im Jahre 1812; im Jahre 1817 gründete er aufgrund der Hungersnot eine Art Suppenanstalt) schreibt: "Da verzehrten die Leute die unnatürlichsten, oft ekelhaftesten Sachen, um ihren Heisshunger zu stillen". In Ybrig, in Rothenthurm und in den Berggegenden "haben die Kinder oft im Gras geweidet wie die Schafe".

Durch die geringere Schneeschmelze kam es darauf zu katastrophalen Überschwemmungen, welche wieder zu Hungersnöten führten. Was viele Europäer die zusätzlich noch unter den Folgen der Napoleonischen Kriege litten dazu brachte in die USA auszuwandern.

Auch auf Kunst und Wissenschaft nahm der Vulkanausbruch Einfluss. Marry Shelley welche sich im Sommer 1816 bei Freunden am Genfersee befand und wegen des schlechten Wetters oft das Haus nicht verlassen konnte, schrieb mit Ihren Freunden Schauergeschichten um sie sich gegenseitig vorzutragen. Marry Shelley schrieb „Frankenstein“. John Polidori verfasste „der Vampyr“ und Lord Byron das Gedicht „Die Finsternis“. Aufgrund des Pferdesterbens wurde die Draisine, der Vorläufer des Fahrrads, entwickelt. Durch die Staubwolke kam es zu sagenhaften Sonnenuntergängen, die in der Malerei festgehalten wurden. William Turner malte in dieser Zeit auffällig oft rote Sonnenuntergänge.

Auch ist der Cannstatter Wasen (ein zweiwöchiges Volksfest im Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt, nach dem Münchener Oktoberfest das zweitgrößte Volksfest Deutschlands) auf den Vulkanausbruch zurückzuführen. Aufgrund der ausfallenden Ernte initiierte Wilhelm I. 1817 eine landwirtschaftliche Unterrichtsanstalt, dessen Zentralstelle ab 1818 jährlich ein landwirtschaftliches Fest mit Wettbewerben veranstaltete.

1816 geht als das Jahr ohne Sommer in die Geschichte ein, die Abkühlung des Weltklimas hielt noch bis 1819 an.

Bild: William Turner / Text: Sabine
Quellen:
WDR
NDR
Wissenschaft.de
Wikipedia
SF