Magenmorsellen
Magenmorsellen

Jedes Mal, wenn wir auf die Herbstmesse in Basel gehen, fallen mir die wunderschönen bunten „Magenmorsellen“ auf.

„Magenmorsellen“ (lat. Morsellus = der kleine Bissen) waren usprünglich ein Apotheken-Konfekt und enthielten viele spezielle Gewürze, welche die Magentätigkeit anregten und die Verdauung fördern. Die Zubereitung geht auf das handgeschriebene Rezeptbuch des Bernhard Stolle, Schwerin 1856, zurück.

Um die richtige Konsistenz der Morsellen zu erhalten, benötigt man hochwertige Rohstoffe. Die ursprüngliche Zutaten waren: ZUCKER, GLUCOSESIRUP, WASSER, MANDELN, ORANGEAT, ZITRONAT, ZIMT, GALGANT, KARDAMOM, INGWER, MUSKATBLÜTE, MUSKAT, NELKEN, ZITRONENSÄURE, NATRIUMBICARBONAT, PFLANZLICHES ÖL.

Eine Zuckerlösung wird eingedampft, die Wirkstoffe in Pulverform beigement und die fertige Masse wird in Formen (damals angefeuchtete Formen aus Eichenholz) ausgegossen. Hans-Ulrich Birken schrieb einst im «Ostpreussenblatt»: «Das Kochen der Morsellen erfordert einige Geschicklichkeit oder Übung, da der Zeitpunkt, bis zu dem der Zucker eingekocht wird, nicht einfach zu treffen ist. Der Geübte erkennt ihn an der Art des Blasenwerfens. Eine andere Probe: Man nimmt einen Spachtel, taucht diesen in die kochende Masse, schlägt ihn von unten nach oben durch die Luft. Federt die Masse schäumig, d.h., der Zucker federt, ist die Zeit zum Giessen gekommen.»

Auch in Jean Pauls (21.03.1763 - 14.11.1825) letztem Roman „Der Komet oder Nikolaus Marggraf„ welcher 1811 entstand ist die Rede von Magenmorsellen: „Nun gab er am sechsten Dezember, gerade am Festtage des heiligen Nikolaus, seines Taufpaten, den die katholische Mutter gern in seinen Schutzpatron verwandelt hätte, da gab er abends der Welt, nämlich einem gebildeten Knabenzirkel um den Ofen herum, nebst einigen Magenmorsellen die Heiligengeschichten seines heiligen Herrn Paten.“

Magenmorsellen waren damals nur in der Apotheke erhältlich. Heutzutage erhält man die
Morsellen
in allerlei Geschmacksrichtungen.




Text: Sabine
Bild: Sabine
Quellen: Wikipedia / ulrici-apotheke.de / baselinsider.ch / Jean Paul Richter: Der Komet - Kapitel 6