Biene
Vom Honig zur Zuckerrübe
„Willst Du Gottes Wunder sehen musst Du zu den Bienen gehen“ Dieser Spruch zeigt sehr schön auf welch wichtigen Stellenwert die Biene und die damit verbundene Imkertätigkeit wohl seid jeher hat.

Kurze Übersicht Imkerei von der Urzeit bis zur Antike
Die Biene mag eine der ältesten bekannten Haustiere sein. Die ersten Bienen kann man auf bis zu 50 Millionen Jahre zurückdatieren und anhand von Funden, in altem Bernstein aus dem oberen Eozän, belegen. Als sich die ersten Menschen entwickelten gab es schon längst Bienenvölker.

Bereits in prähistorischer Zeit scheint der Honig von Wildbienen als Energiespender und die Bienenbrut als Eiweisslieferantin verwendet worden zu sein. Das älteste Dokument der Honigjagd ist eine etwa 10.000 Jahre alte Höhlenzeichnung bei Bikorp in Spanien, eine andere ist die Felsenmalereien aus den Cuevas de la Arana (siehe Bild)

Höhlenmalerei

10.000 v. Chr. wussten die Menschen um die beruhigende Wirkung von Rauch auf die Bienen und setzten diese bei der Bienenernte ein. Auch, dass durch eine schonende Entnahme der Waben ein Bienenstock mehrmals geerntet werden konnte.

Im alten Ägypten bestand die gezielte Imkerei bereits im 4 Jhd vor Christus. Sowohl die Bienenhaltung vor Ort sowie der Nutzen durch die Bestäubung der Obstplantagen war den Ägyptern bekannt. Der Honig der Wildbienen wurde schon viel früher von den Ägyptern verwendet.

Botinnen der Götter

Ein schönes Beispiel für die Bienenhaltung kurz vor Christi Geburt (70–19 v. Chr.) stammt von dem römische Epiker Vergil und steht in seinem Lehrgedicht "Georgica“ im 4. Buch in 566 Versen beschrieben. Vergils "Georgica" gilt als klassischer Lobgesang auf den Landbau.
Georgica

Imkerei unter Karl des Grossen
Eine Blütezeit der Imkerei begann im Jahre 800 unter Herrschaft Karl des Grossen er verordnete allen Meierhöfen das Betreiben einer eigenen Imkerei als Integration in das bestehende Ökosystem. Ausserdem wurden Gesetzte zum Schutz der Imker/innen und Bienen aufgestellt und er legte somit den Grundstein für die Berufsimkerei, der nachfolgenden Zeidlerei. Honig und Wachs waren zu damaligen Zeiten ein grosser Wirtschaftsfaktor, da einziger Süssungsstoff und deshalb von Klöster, Kirche und Adel gefördert. Bereits damals wurden Gesetzte aufgestellt z.B. wurde das Verfälschen des Honigs mit hohen Geldstrafen geahndet oder mit dem Verlust einer Hand bestraft.

Strafen im Mittelalter wegen Bienenfrevel
Honig war unvergleichlich wertvoll: Im Mittelalter wurde Anna M. auf dem Scheiterhaufen verbrannt – aber nicht als Hexe. Sie starb, weil sie ein Bienenhaus geplündert hatte. Damals eine ganz normale Strafe. Von Bienen bewohnte, markierte Bäume zu fällen kostete die rechte Hand oder das ganze Vermögen. Nach der Veldensteiner Forstverordnung von 1490 konnte jeder der beim Honigraub auf einem Baum erwischt wurde, direkt am Nachbarbaum gehängt werden.
Bei den Zeidlern waren die Strafen für Bienenfrevel so hoch, dass das Räubern eines fremden
Bienenstockes dem Kirchenraub gleichgestellt wurde oder auf Diebstahl sogar die Todesstrafe
stand. Auch wurden Zeidler die Ihren Kollegen mit Hexer- oder Zauberei schaden wollten aus
der Bruderschaft ausgeschlossen.

Imkerei und die Kirche
(2) Du sollst niemand rühmen um seines großen Ansehens willen, noch jemand verachten um
seines geringen Ansehens willen. (3) Denn die Biene ist ein kleine Vögelein und gibt doch
die allerbeste Frucht. Buch Jesus Sirach 11, 3
Neben Karl dem Grossen war auch die Kirche ein grosser Förderer der Imkerei. Wachs wurde
im grossen Masse für die Herstellung von Kerzen benötigt und die Biene galt als Symbol
der Reinheit und Jungfräulichkeit.

Bienen als Waffen
Bereits im 10 Jahrhundert wurden Bienen in England als Waffe gegen die Wikinger benutzt.
Die Bienenkörbe wurden auf die Zinnen gestellt und auf die Angreifer geschmissen, welche
angegriffen von den wütenden Bienen die Flucht ergriffen.
Die Ritter der Kreuzzüge setzten Bienen als Waffen gegen die Sarazenen ein und schleuderten
sie auf feindliche Schiffe. Um die Reichweite zu erhöhen wurden die Bienenkörbe im
Hochmittelalter auf spezielle Schleudervorrichtungen gesetzt. Und spätestens seid dem 14
Jhd. wurden die Flügel von Windmühlen so konstruiert, dass man damit auch Bienenkörbe über
weitere Entfernungen schleudern kann. Siehe Bild

1362

Frauen Imkerei und das Mittelalter
Leider gibt es nur wenige Texte bis annähernd gar keine welche die Stellung der Frau in der
Imkerei im Mittelalter darstellen. Auf einigen Seiten wird berichtet das die Frauen die
Zeilderei nicht betreiben durften, weil sie wegen ihrer Periode als unrein galten. Dennoch
nehme ich an das es sich hierbei speziell nur um die Zeidlerei handelte.

Zeidlerei
Die Zeidlerei war der Beginn der Berufsimkerei, sie entstand im Süddeutschen Raum. Zum ersten
Mal wurde die Imkerei organisiert und unter einer eigenen Berufsbezeichnung betrieben. Grundstein
dafür legte Karl der Grosse.

Die Imkerei zu dieser Zeit war nur Angehörigen der Zeilderinnung gestattet, es war sonst keinem
erlaubt der Imkerei in den Wäldern nachzugehen, auf eigenem Grund und Boden herrschten Beschränkungen.
Die Zeider unterstanden dem Zeidelgericht. Der Zeidelmeister sprach Recht unterstand aber dem kaiserlichen
Oberrichter.

Nicht-Zeidler durften zwar eine häusliche Bienenzucht betreiben dennoch war diese beschränkt.
In der „Goldenen Bulle“ von 1356 wurde geregelt, dass die Zeidler des Nürnberger Reichwaldes den
Waldbeamten zugerechnet waren. Sie waren verpflichten den Wald zu beaufsichtigen und zu pflegen.
Sie genossen besondere Rechte- z.B. Steuerfreiheit in allen Reichstädten- und unterstanden auch
dem Zeildergericht. Sie mussten aber auch hohe Abgaben an den Lehnsherren entrichten und
dem Kaiser mit der Armbrust zur Verfügung stehen.
Goldene Bulle
Der Zeidler wird in Abbildungen immer als freier Mann dargestellt und durfte Waffen tragen,
meistens wird er mit der Armbrust abgebildet

Zeidler

Die Zeidler hatten das Recht in den Wäldern die Bäume zu beschlagen, hierzu nutzen sie das
Zeidelbeil

Damit errichteten sie künstliche Bienennistplätze. In denen die Wildbienen sich einnisteten.
Die Zeidler nahmen nur einen Teil der Waben aus dem Bienenstock und regten somit eine stetige
Erneuerung des Wabenbaus an.

Wie auf den Bildern zu erkennen ist wurden die Baumhöhlen mit Leitern erreicht.

Die Zeidler ernteten Ihre Bienenvölker 2 mal im Jahr. Um sich vor den Bären zu schützen die
auch gerne die künstlich errichteten Bienenhöhlen besuchten, trugen die Zeidler den langen
Wurfspiess, die Armbrust und das Jagdmesser mit sich.

Zeidler Pfeife

Diese Bilder zeigen, das die Zeidler eine Pfeife zum beruhigen der Bienen benutzten. Auch
erkennt man das Zeidelmesser/beil und den Zeilder beim tragen der Armbrust.

Zeidler Armbrust

Die Zeidlertracht
Hier der Versuch einer Rekonstruktion einer Zeidlertracht.
Zeidlertracht

Weiterentwicklung nach den Zeidlern
Im 16 Jahrhundert ging die Imkerei stark zurück, einmal ist das auf die Reformation zurückzuführen.
Der Wachsverbrauch nahm sehr stark ab, ausserdem wurden durch den aufblühenden Handel Honig und Wachs
importiert.

Bis weit ins 17te Jahrhundert hatten die Imker keinerlei Kenntnis über die Vorgänge innerhalb des
Bienenstockes, erst Mitte des 17ten Jhd begann man dieses zu erforschen.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein war Honig das einigste Süssungsmittel, bis dann der
Zucker aus Südamerika eingeführt wurde. Der Honig verlor aber trotzdem nicht seine Bedeutung in
der damaligen Zeit.

Während die traditionelle Imkerei im Orient die Bienen in Tonröhren hielt. Wurden sie im Europäischen
Raum in Klotzbeuten oder Strohkörben gehalten

Strohbeute Klotzbeute

Die Klotzbeute war oben und unten geschlossen. Die Bienen bauten Ihre Waben fest in den Holzstamm
ein. Zur Ernte die ca. 2 mal im Jahr stattfand wurden die Waben ganz oder teilweise herausgetrennt.
Der Honig wurde dann aus den Waben herausgepresst. Die Klotzbeute wurde von den Strohkörben weitgehend
verdrängt.

Glücksbuch
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Hans Burgkmair d. Ä. (1473-1531) (für Petrarcas Glücksbuch)
Auf diesem Bild wird ein Hof zu damaliger Zeit dargestellt, ganz rechts in Höhe Mitte neben dem
Hofs kann man schön das Bienenhaus sehen und das die Bienen in Korbbeuten gehalten wurden.

Imkerei Heute
Der meiste Honig der heutzutage in unseren Regalen steht kommt aus China.
Dennoch ernten die deutschen Imker/innen 20.000- 25.000 t Honig pro Jahr – das entspricht
etwa 20 % des Verbrauchs in Deutschland und der deutsche Imker gehören somit zu den
fleissigsten auf der Welt aber auch der Honigkonsum der Deutschen gehört zu einem der
höchsten 1,4 kg werden pro Kopf und Jahr verzehrt.

Leider nimmt die Bedeutung der Imkerei im Deutschem oder Schweizer Raum immer mehr ab.
Und die Imker haben längst nicht mehr das Ansehen wie einstmals. Dennoch sollte man den
Menschen bewusst machen, wie wichtig die Imkerei für die Natur und Landschaften sind und
wie sagte der Lehrer Christian-Konrad Sprengel aus Brandenburg (1750-1816) so passend:
Die Bienenzucht befördert die Wohlfahrt aller Einwohner eines Landes. Der Hauptzweck der
Bienenzucht ist nicht der Gewinn an Honig und Wachs, sondern die Befruchtung der Blumen
und Beförderung reichlicher Ernten. Der Staat muss ein stehendes Heer von Bienen haben."

Biene

Neue Zuckergewinnungsquellen
Bereits im 15ten Jahrhundert wurden in ganz Europa Rüben angebaut. Die Rüben
wurden aber nicht wegen Ihrer Knollen sondern wegen ihrer Blätter angebaut.
Erst nach und nach begann man sich für die Rüben zu interessieren, besonders die
der roten Beete. 1600 fand der französische Agronom Olivier de Serres (1539-1619)
welcher aus einer protestantischen Familie aus Orange stammte herraus, dass man
einen zuckerähnlichen Sirup erhält, wenn man die Rüben koche; ähnlich dem aus Zuckerrohr.

1747 endeckte der deutsche Chemiker Andreas Sigismund Marggraf (* 3. März 1709 in
Berlin; † 7. August 1782 in Berlin) Saccharose in der Runkelrübe und wies deren
Zuckergehalt nach. Ein Meilenstein in der Geschichte des europäischen Zuckers.
Marggraf legte am 11.1.1799 König Friedrich Willhelm III die ersten aus Runkelrüben
gewonnenen Proben vor. Im März 1802 errichtete er die erste Rübenzuckerfrabrik der
Welt in Niederschlesien.
Aufgrund des Slavenaufstand 1791 auf St. Domingo wurde der Anreiz stärker sich mit
der Zuckergewinnung aus der Runkelrübe zu beschäfftigen. Trotzdem war Zuckerrohr noch
immer die Hauptgewinnungsquelle für Zucker.
1801 schuf der Physiko-Chemiker Franz Carl Achard die Grundlagen der ersten industriellen
Zuckerproduktion.

Runkelrübe

Napoleon und die Zuckerrübe
Am 21. November 1806 verkündete Napoleon in Berlin die Kontinentalsperre. Eine Wirtschafts-
blockade den britischen Inseln gegenüber, welche bis 1814 in Kraft blieb. Diese untersagte
den Handel mit Waren von und nach den britischen Inseln. Die englischen Schiffe durften
nicht mehr an Häfen des europäischen Kontinents anlegen. Somit war auch kein Handel mit
Zuckkerrohr mehr möglich und es verschwand weitestgehend aus den europäischen Geschäften. Der Preis für
Zucker, der damals noch ein Luxusgut war, stieg bis auf 180 Goldmark pro Kilo.

So kam es, dass 1811 zwei Wissenschaftler Napolen zwei aus Zuckerrüben hergestellte Zuckerhüte
schenkten. Napoleon war so begeistern davon, dass er den Anbau von 32 000 Hektar Zuckerrüben
veranlasste und bei der Gründung von Fabriken Hilfestellung leistete. In nur wenigen Jahren
wurden so über 40 Zuckkerrübenfabriken in Nordfrankreich,Deutschland, Österreich, Russland und
Dänemark gegründet.

Nach Aufhebung der Blockade kam der Rohrzucker jeddoch zurück und viele Länder stellten die
Zuckerrübenverarbeitung wieder ein. Die französische Regierung unterstütze jedoch weiterhin
die Entwicklung der Rübenzuckerherstellung. So konnte die Zuckerrübenproduktion weiterbestehen.

Alles über den Zucker sowie seine Herstellung und den Verbrauch findet Ihr hier.
Zuckerwirtschaft


Text: Sabine / Bilder: Wikipedia, Sabine

Quellen:
Bild Runkelrübe, http://www.biolib.de/
http://www.jadu.de/mittelalter/text/deuma.html
http://www.landwirtschaft.bayern.de/ http://www.stmlf.bayern.de/lbi/ausbildung/schule/Religion.html
http://www.honig.de
http://www.uni-tuebingen.de/mittelalter/indexstart.htm
Wikipedia
Monatsschrift für Zahnmedizin
Die Honigmacher Günter Grimm Ehrenwirth Verlag